Sexuelle Orientierung bezeichnet die nachhaltige geschlechtliche Ausrichtung eines Menschen bei der Partner*innenwahl auf sexueller/körperlicher Ebene.
Geschlecht
Das Geschlecht sitzt zwischen den Ohren,
nicht zwischen den Beinen!
Wenn hier auf ein Geschlecht Bezug genommen wird, dann ist hiermit ausschließlich das
Geschlechtsbewusstsein eines Menschen gemeint. Dieses muss nicht unbedingt mit den körperlichen Merkmalen der betreffenden Person übereinstimmen.
Geschlechtersystem
Das in unserem Kulturkreis noch vorherrschende binäre Geschlechtersystem
mit einer klaren Zweiteilung in „männlich“ und „weiblich“ wandelt sich durch gesellschaftliche Entwicklungen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse langsam hin zu einem o
ffenen Geschlechtersystem.
Viele der hier beschriebenden Begriffe haben ihre Grundlage im binären System.
Ihre Bedeutungen sind daher in der Diskussion.
Orientierungen im binären
Geschlechtersystem
(nur männlich und weiblich)
Orientierungen im offenen
Geschlechtersystem
(männlich, weiblich, inter und nicht-binär)
Heterosexuell
Als heterosexuell werden Menschen bezeichnet, deren sexuelles Interesse Personen des anderen Geschlechts gilt.
Beispiel: Eine Frau begehrt sexuell einen Mann.
Bi+sexuell
Bi+sexuell soll verdeutlichen, dass sich auch Menschen als bisexuell bezeichnen, die zwei oder mehr Geschlechter sexuell anziehend finden.
Beispiel: Männer, die Sex mit Frauen und nicht- binären Personen haben, sind bi+sexuell.
Homosexuell
Eine Person wird als homosexuell bezeichnet, wenn sie sich zu einer Person des eigenen Geschlechts sexuell hingezogen fühlt.
Beispiel: Eine Frau begehrt eine andere Frau.
Pansexuell
Bei Pansexuellen spielt das Geschlecht bei der Partnerwahl keine Rolle.
Während sich Bi+sexuelle nicht zwangsläufig für alle Geschlechter interessieren, sind Pansexuelle für sexuelle Kontakte mit allen Geschlechtern offen.
Grundsätzlich wird zwischen Orientierungen unterschieden, die sich entweder auf ein Geschlecht richten (Monosexualität) oder zwei, mehrere oder alle Geschlechter umfassen (Polysexualität).
Bisexuell
Bisexuelle Menschen fühlen sich sexuell sowohl zu Frauen als auch zu Männern hingezogen. Bisexualität ist eine feste Orientierung und ist unabhängig von der*dem aktuellen Partner*in.
Beispiel: Ein Mann, der Sex mit Männern und Frauen hat, ist bisexuell.
Derzeit wird der Begriff „Bisexualität“ stark diskutiert (siehe Bi+).
Androsexualität
Androsexualität bezeichnet die sexuelle Anziehung hin zu Personen, die sich der männlichen Sphäre zugehörig fühlen (Männer*). Diese kann auch nicht-binäre und intergeschlechtliche Personen umfassen, die sich männlich präsentieren.
Asexuell
Als asexuell (ace) werden Menschen bezeichnet, die keine sexuelle Anziehung gegenüber anderen Personen verspüren.
Sexuelles Verlangen kann jedoch vorhanden sein (Selbstbefriedigung). Auch körperlicher Kontakt (z.B. Kuscheln, Küsse) ist nicht ausgeschlossen, hat jedoch keine sexuelle Bedeutung.
Asexuelle müssen nicht automatisch aromantisch sein, d.h. sie können sehr wohl in einer romantischen Beziehung leben, allerdings ohne sexuelles Verlangen.
Kurz: Asexuelle haben kein Verlangen nach Sex mit anderen Menschen.
Aromantisch ist eine Person, die kein Bedürfnis nach romantischen Beziehungen mit anderen hat. Dennoch können starke emotionale Bindungen (z.B. Freundschaften) aufgebaut werden.
Kurz: Aromantische Menschen verlieben sich nicht in andere Personen.
Gynosexuelle / Femmesexuelle
Analog fühlen sich gynosexuelle / femmesexuelle Menschen sexuell von Personen der weiblichen Sphäre (Frauen*) angezogen.
Skoliosexuelle
Skoliosexuelle Menschen wiederum fühlen sich von der Sphäre der nicht-binären und intergeschlechtlichen Personen angezogen.
Begriffe wie androsexuell, gynosexuell/femme- sexuell und skoliosexuell beziehen sich aus- schließlich auf das Partner*innengeschlecht. Sie eignen sich daher besser zur Beschreibung der sexuellen Orientierung als die binären Begriffe „homo-“ und „heterosexuell“, die im offenen Ge- schlechtersystem an ihre Grenzen stoßen.
Monoamourös beschreibt einen Menschen, der seine romantische Aufmerksamkeit nur auf eine Person zur selben Zeit konzentriert.
Geschlossen-monoamouröse Liebesbeziehungen sind romantische Paarbeziehungen. Sexuelle Kontakte bestehen ausschließlich innerhalb der Partnerschaft.
Offen-monoamouröse Liebesbeziehungen bezeichnen romantische Paarbeziehung, die in Absprache unter den Partner*innen auch sexuelle Kontakte außerhalb der Partnerschaft enthalten können. Diese Absprache kann einen oder beide Partner* innen gelten.
Achtung: Die Äußerung „Ich bin monogam“ wird zwar sinngleich verwendet, bezeichnet ursprünglich jedoch die sexuelle und amouröse Treue in einer Ehe. Polygamie wiederum bezeichnet eine Vielehe – also ein Ehe mit mehreren Ehe-Partner*innen. Dieses Modell ist in Deutschland derzeit gesetzlich verboten.
Eine Person, die ihre romantische Aufmerksamkeit auf mehr als einen Menschen zur selben Zeit richten kann, wird als polyamourös bezeichnet.
Das Konzept der Polyamorie setzt hierbei das volle Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner*innen voraus. Polyamorie unterscheidet sich daher grundlegend von Fremdgehen bzw. Affairen.
Geschlossen-polyamouröse Liebesbeziehungen beschreiben Konstellationen, in denen mehrere Personen ausschließlich innerhalb der Beziehungsgruppe (d. h. untereinander) sexuelle Kontakte pflegen.
Als offen-polyamourös wird eine romantische Liebesbeziehung zwischen mehreren Menschen bezeichnet, bei der die Partner*innen auch sexuelle Kontakte außerhalb der Beziehungsgruppe haben können.